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Die Pfarrkirche
Die Kirche hat ihr Patrozinium am 2. Juli, Maria Heimsuchung. Der Bau stammt aus dem 15. Jahrhundert mit einem dreiseitig geschlossenen, nicht eingezogenen Altarraum. Die Decke hat ein Netzgewölbe mit kräftigen Rippen, das auf kräftigen Konsolen gelagert ist. Sie besitzt einen für unsere Gegenden typischen Sattelturm mit Stufengiebel. Zahlreiche Schnitzwerke schmücken den Innenraum, so auch im Hochaltar der Gnadenstuhl mit der Muttergottes mit Kind, der um 1530 geschaffen wurde. Was die kirchlichen Verhältnisse in Euernbach betrifft, so waren die Euernbacher bis in die neuere Zeit durchwegs Katholiken. Laut Visitationsbericht gab es in der Reformationszeit keine „Ketzer“. Die helle Kirche, zur Zeit der Wildenwarter Herrschaftszeit im Jahre 1430 erbaut, erfuhr
1519 ihre spätgotische Erweiterung. Bedeutsam ist ein Wappenepitaph aus der Zeit um 1500, sicher zum Gedenken an einen Wildenwarter, durch den die Ausgestaltung der Kirche ihre Verwirklichung erfahren hat. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass sowohl bei der Besetzung der Schulstelle als auch der Pfarrei, Graf Toerring ein gewichtiges Wort mitzureden hatte. 1825 wurde anlässlich des Todes von König Maximilian I. Joseph zu heftig geläutet, so dass im Kirchturm alle drei Glocken zersprangen. Es wurden neue Glocken angeschafft, die jedoch im I. Weltkrieg wieder abgenommen wurden (bis auf die Totenglocke) und nicht mehr kamen. Wie alt der alte Pfarrhof war, lässt sich nicht genau sagen. So erscheint um 1672 ein gewisser Kaspar Syber. Der Pfarrhof wurde jedoch 1883 abgerissen und in den Jahren 1884 – 85 durch den jetzigen Pfarrhof unter Pfarrer Franz Seraph Höß ersetzt. Als 1921 Franz Josef Abecherle Pfarrer von Euernbach wurde, berichtete er in einem Schreiben an den Gemeinderat, wie ruinös der Zustand der Kirche sei. Das Dach war undicht, der Verputz bröckelte ab, der Turm hatte Risse und zwei Glocken fehlten ganz. Man konnte sich über das Finanzielle der Reparaturen einigen und die Schäden in den Jahren 1923 – 24 beseitigen. Auch drei neue Glocken wurden angeschafft. So wurde auch die alte Totenglocke ausgewechselt, da sie klangmäßig, (sie war aus Bronze) nicht zu den neuen Stahlglocken passte.
Landpfarrer mit Humor. Von 1921 bis 1938 amtierte Franz Josef Abecherle als geistlicher Herr in Euernbach. Hochwürden war von kleiner, gedrungener, sozusagen korpulenter Statur. Den Kopf mit den lustig blinzelnden Äuglein zierte eine Glatze, so rund und blank wie eine Billardkugel. Hochwürden kleidete sich stets proper in ziviles Schwarz, duftete gar lieblich frisch nach Rasierwasser und stellte von Kopf bis Fuß eine durchaus gepflegte Erscheinung dar. Nur das Schreiben und das Lesen war nie sein Fall gewesen. Die Frohnatur wusste sich dennoch immer zu helfen. Seine Eingabe um Verleihung der Pfarrei Euernbach schrieb er, mir nichts, dir nichts, formlos auf ein Bierfilzel und sandte es guten Mutes dem Patronatsherrn. Graf Toerring las das seltsame Bewerbungsschreiben, lachte sich eins und war’s zufrieden. Natürlich wollte Abecherle auch an den Feierlichkeiten der Weihe des Scheyerer Abtes Simon Landsdorfer zum Bischof Simon Konrad von Passau teilnehmen. Der Dorfpfarrer reiste in die Dreiflüssestadt, fand den Dom bereits bis auf den letzten Platz besetzt, ging in die Domsakristei, um als Priester vielleicht doch noch ein allerletztes, bequemes Stühlchen angewiesen zu bekommen, fand aber, angesichts der großen Zahl hoher und höchster kirchlicher und weltlicher Würdenträger, mit seinem Wunsche leider kein Gehör. Plötzlich erspähte Abecherle in der Domsaktristei an einem Kleiderhaken das kleine, runde, violette Käppchen eines Bischofs. Abecherle wusste sich gerettet. Blitzschnell schob er den Pileolus auf seine Glatze, schritt würdig in den Chor und hörte zu seinem Entzücken auch schon die gedämpfte Stimme eines beflissenen Zeremoniars:“ Wenn Exzellenz mir, bitte, zum Sitz im Chorgestühl folgen wollen!“ Abecherle war stolzer Besitzer eines gefährlich aussehenden, großen Hundes. Als sich Abecherle beim Pfarrer von Ilmmünster vorstellte, begleitete ihn natürlich sein Hund. Abecherle läutete am Pfarrhaus. Der Pfarrer öffnete, sah das riesige Tier und wich erschrocken zurück. Abecherle lächelte freundlich und beruhigte den geistlichen Herrn von Ilmmünster mit der trostreichen Prophezeiung: „ Keine Angst, Herr Pfarrer! Sie werden sehen: in vierzehn Tagen ist Ihnen der Hund lieber als ich!“ Als dem Herrn Pfarrer eines Tages die kirchenamtliche Visitation ins Haus stand, dachte er mit gemischten Gefühlen an den Eindruck, den seine bücherlose Studierstube auf den gestrengen kanonischen Visitator wohl machen werde. Abecherle wandte sich um „Amtshilfe“ an die Abtei Scheyern und bat ungeniert „für einige Tage um leihweise Überlassung etlicher Meter nicht katalogisierter ungestempelter Bücher“.
Im Laufe der Jahrhunderte hatte Euernbach viele geistliche Herren, der eine bewegte mehr, der andere weniger. „Bewegt“ hat unser jetziger Pfarrer Dr. Rudolf Funk in seiner bisherigen Amtszeit einiges. Es wurde 1994 der alte Pfarrstadel abgerissen und dort 1995 – 96 das jetzige Pfarrheim errichtet, das Pfarrhaus renoviert und die Außenanlagen angelegt. 1998 bekam die Pfarrkirche innen und außen einen neuen Anstrich und wurde auf „Hochglanz“ poliert.
Die Pfarrer und Ortsgeistlichen der Pfarrei Euernbach
1770 – 1825 Johann Georg Plöckl 1894 Karl Sonntag 1827 Josef Schmid 1894 – 1916 Johann B. Trinkgeld 1833 Johann Bapt. Schmid 1916 – 1921 Karl Besold 1837- 1850 Ignaz Gärtner 1921 – 1938 Franz Josef Abecherle 1851 – 1852 Joseph Rabini 1939 – 1951 Wilhelm Brudy 1852 – 1870 Johann Adam Kober 1952 – 1954 Albert Mennel 1875 – 1884 Franz Seraph Höß 1954 – 1965 Herbert Abendroth, 1884 Anton Miller Kommorant 1884 – 1885 Dr. Johann Diepolder 1965 – 1981 Walter Joh. Abschlag 1885 – 1887 Anton Miller 1981 – 1989 P. Leopold Beslmüller 1887 – 1893 Joseph Weber ab 1989 von der Pfarrei Tegernbach Pfarrer Dr. Rudolf Funk
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